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SPD Köpenick-Nord

Tschernobyl-Unglück darf nicht verdrängt werden

Umwelt

Am heutigen Tage war ich bei der Ausstellungseröffnung „25 Jahre Tschernobyl: Menschen – Orte – Solidarität“ im Schulamt in der Freiheit 15. Eine beeindruckende Ausstellung zu einem erschreckend aktuellen Thema.

Für wen ist Tschernobyl eigentlich noch ein Begriff? Als vor wenigen Wochen die Katastrophe in den Atomkraftwerken im japanischen Fukushima die Welt in Atem hielt, erinnerte sich kaum jemand daran, dass es nicht das erste Mal war, dass ein Unfall in einem Atomkraftwerk Folgen für Millionen Menschen hatte. Es war vor 25 Jahren, am 26. April 1986, als der Größte Anzunehmende Unfall (GAU) im Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine eintrat – sieben Jahre nach der Kernschmelze im US-amerikanischen Atomkraftwerk Three Mile Island explodierte in der Nacht Block 4 des Kernkraftwerks, schleuderte Radioaktivität in die Luft und verteilte sie über die Region und bis nach Mitteleuropa.
Als Fukushima in die Schlagzeilen der Welt geriet, waren die Vorbereitungen für eine Ausstellung über die Tschernobyl-Katastrophe bereits abgeschlossen. Die Ausstellung selbst erhielt damit jedoch eine erschreckende Aktualität. Anfang April wurde sie im Schulamt in Köpenick gezeigt. Eröffnet wurde sie von Jugendstadtrat Dirk Retzlaff. Die Ausstellung wurde vom Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk Dortmund erstellt und für Berlin von einem eigenen Trägerkreis unterstützt. In unserem Bezirk unterstützte der Förderverein Lokale Agenda 21 und die evangelisch-freikirchliche Gemeinde das Projekt.
Die Ausstellung zeigt in Wort und Bild die Menschen und ihr Schicksal, das sie durch die Katastrophe erlitten hatten. Bei der Ausstellungseröffnung selbst war einer der „Liquidatoren“ von damals anwesend. Sie hatten die Aufgabe, nach dem Unfall das Kraftwerk zu sichern, aufzuräumen, das Gebiet so weit es ging zu dekontaminieren. Der anwesende Wladimir Sednjow war einer von über 800 000 Liquidatoren, die im Einsatz waren. Er hatte zuletzt als Schichtleiter im Kraftwerk gearbeitet. Viele der Liquidatoren sind heute Invaliden, schwer krank oder bereits verstorben – an den Spätfolgen der Radioaktivität, der sie ausgesetzt waren. Erschütternd sind auch diese Zahlen der Ausstellung: über 300 000 Menschen mussten ihre Heimat verlassen, sie wurden evakuiert oder umgesiedelt. Hunderte Dörfer wurden aufgegeben. Dennoch leben heute noch 5 Millionen Menschen in einem verseuchten Gebiet.
In unserem Bezirk hat sich nach der Tschernobyl-Katastrophe eine große Solidarität entwickelt. Seit 1991 arbeitet ein Förderkreis für strahlengeschädigte belorussische Kinder, organisiert Erholungswochen, medizinische Versorgung und hilft bei der Integration Behinderter.
Diese Hilfe muss weitergehen. Tschernobyl darf im Schatten Fukushimas nicht vergessen werden. Im Gegenteil: es wird erst deutlich, welche Langzeitfolgen eine solche Katastrophe hat, wie lange Engagement notwendig ist.
In Deutschland müssen wir nun noch mehr Anstrengungen unternehmen, um unsere Energieversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen – aber wir müssen dies mindestens im europäischen Konzert tun. Allein 58 Atomkraftwerke gibt es in unserem Nachbarland Frankreich. Sie werden nicht alle über Nacht abgestellt werden können – aber wir sind in der gemeinsamen Verantwortung, so rasch wie möglich alternative Energiequellen zu nutzen. Michael Müller, der frühere parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium (SPD), erinnerte in seiner Rede zur Ausstellungseröffnung auch an die besondere deutsche Sensibilität und Verantwortung als er referierte, wie die Atomforschung und –entwicklung im Deutschen Reich ihren Anfang nahm und in späteren Jahren beispielsweise Albert Einsteins Warnungen vor einer „zivilen Nutzung“ der Atomtechnologie in den Wind geschlagen wurden.
Tschernobyl und Fukushima – das bedeutet für uns innehalten, erinnern und umdenken.

Die Ausstellung ist in der Aula des Schulamtes Treptow-Köpenick, Freiheit 15, 12555 Berlin zu sehen sein und endet am 8. April um 12 Uhr.
Die Öffnungszeiten sind:
Montag bis Donnerstag 10-18 Uhr
Freitag 10-12 Uhr

 

Homepage Oliver Igel

 
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